Es ist endlich so weit - Rebekka macht sich auf den Weg - zu Sich und für sich ganz allein.

Ungefähr 3500 km sollen Meter für Meter per pedes zurückgelegt werden. Am 24.04.2010 beginnt meine Abenteuerreise in Moritzburg. Santiago de Compostela soll in sechs bis sieben Monaten mein anvisiertes Ziel sein.

Auf dieser Seite könnt ihr mit mir gehen, Stück für Stück und an meinen Erlebnissen teil haben. Ich freue mich über jeden (virtuellen) Wegbegleiter!

Eure Rebekka

Dienstag, 25. Mai 2010

5. Etappe: Fulda - Würzburg

In den letzten Tagen stellte ich meinen Rekord auf, ich legte in den letzten sieben Tagen eine Strecke von 172km zwischen Fulda und Würzburg zurück.



In Fulda kehrte ich bei Georg Grohmann ein. Es wurde ein wunderschöner Abend mit seinen WG- Mitbewohnern und Freunden. Danke für eure offene Tür!

Am 17.05.2010 ging es weiter von Fulda nach Thalau.
An diesem Tag ging es mir nicht so gut, ich hatte mir einen üblen Magen- Darm- Virus eingefangen. Ich schleppte mich gerade noch mit letzter Kraft an mein Ziel. Als ich den hießigen Pfarrer gefunden hatte begrüßte er mich herzlich und sagte: "Kommen sie mit, Isomatte und Schlafsack brauchen sie heute nicht." Er ging mit mir zur nächsten Pension, legte 50€ auf den Tisch und sagte zum Wirt: "Das ist für die Übernachtung der Pilgerin und ihrer Gefährtin die noch kommt, ich lade sie ein." Mir fiel die Kinnlade runter - ein richtiges Bett, eine Dusche und Frühstück - geschenkt! Wir waren glücklich!

Am nächsten Tag ging es zum Kloster Kreuzberg, auf den höchsten Berg des deutschen Weges. Es war ganz übles Wetter, aber ich war gut eingepackt!



In den folgenden Tagen durchquerten wir (Lea und ich) Bad Kissingen, Poppenhausen und Schweinfurt.
Lea und ich genießen sehr die Wandergemeinschaft, Tagsüber läuft jeder sein Tempo und hinterlassen uns kleine Botschaften auf dem Weg ...



... und am Abend treffen wir uns wieder, masieren uns die wunden Füße und quasseln was das Zeug hält!





Von Schweinfurt führte der Weg uns in ein kleines Dorf mit Namen "Binsbach". Seit langer Zeit gab es in diesem Dorf mal weider ein Pilgerhospiz, es war ein altes Pfarrhaus mit unglaublich viel Charme. Ich heizte den alten Böllerofen, wir kochten uns lecker Nudeln und ließen es uns richtig gut gehen.






Auf der letzten Strecke von Binsbach nach Würzburg wechselte erneut die Muschel ...



... jetzt befinde ich mich auf der Zielgeraden nach Ulm!

Die letzte Tagesetappe nach Würzburg war sehr lang. Wir waren im Kloster Oberzellen schon lang erwartet. Als wir völlig fertig am Abend des 23.05.2010 im Kloster eintrafen wurden wir an der Pforte schon herzlich in Empfang genommen. Die Schwestern des Franziskanerklosters hatten schon am Mittag mit und gerechnet und freuten sich sehr auf uns. Wir wurde beköstigt und mit allem versorgt was wir brauchten. Die Schwestern faszinierten mich, jede Einzelne ist mit ihrer Lebensgeschichte ein Original.




Sie luden uns ein, einen Tag zu bleiben und uns von dem langen Weg zu erholen. Lea ging es nicht gut, sie hat sich auf der letzten Etappe das Bein verletzt und wir hofften natütlich beide sehr, dass es ihr nach einem Tag Pause wieder besser geht.
Ich nutzte den Tag um mir Würzburg anzuschauen - das ist ja eine herrliche Stadt!





Leider erholte sich Leas Bein nicht und sie entschloss sich schweren Herzens nach Hause zu fahren. Wir waren beide sehr traurig und verabschiedeten uns nach zehn wunderschönen gemeinsamen Tagen heut Morgen am Würzburger Bahnhof.

Und nun geht es für mich allein weiter - weiter auf meinem Weg - ULTRAIA!



Eure Rebekka

Sonntag, 16. Mai 2010

4. Etappe: Eisenach- Fulda

Heute melde ich mich aus Fulda und hinter mir liegen gute drei Wochen Wanderschaft, ca.350km echte Fußarbeit und auch mein erstes Etappenziel "Vacha". In Vacha endete der ökumenische Pilgerweg und ich war ganz traurig mich von den lieb gewonnen Muscheln, den guten Herbergen und dem herrlichen Pilgerführer zu verabschieden. Aus der gelben Muschel wurde nun eine schwarze! Ein neuer Weg, ein neues Land, ich bin gespannt!





In Vacha legte ich einen Tag Pause ein, denn zu Himmelfahrt wollte ich ungern unterwegs sein und grölenden Männergruppen zum Opfer fallen. So wurde ich von den Gasteltern zum Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Öchsberg eingeladen. Mit einer ganzen Meute lieber Leute marschierte ich an dem Tag auf den Berg. Ich durfte sogar noch eine Nacht im Herbergsstübchen schlafen und wurde am Abend zum Grillen eingeladen! Super Leute!



Am nächsten Tag rief mich wieder der Weg. Ich schnallte mein Ränzlein und begann den neuen Weg nach Fulda. Am ersten Tag merkte ich schon, das es mit den Herbergen schwieriger wird. Ich hatte nur Adressen von Gasthöfen, die über die Feiertage natürlich alle ausgebucht waren. Da setzte ich mich erst einmal auf eine Bank und überlegte, was ich nun tun könne. Kein Bett heute Nacht?
Da viel mir eine Adresse ein, die ich kurz vor meiner Abreise ganz zufällig eingesteckt hatte. Ein Ehepaar die eine neue Herberge eröffneten. Ich kramte nach dem Zettel und siehe da, sie lag auf meinem Weg.
Als ich das Ehepaar erreichte stellte sich jedoch heraus das sie 60 km weiter weg wohnten und ich mich einen Tag vorher hätte anmelden müssen. Aber weil ich ihre erste Pilgerin war und sie sich so auf Pilger freuten, verrieten sie mir ihr Geheimversteck vom Schlüssel und kamen am Abend vorbei. Es wurde herrlich gekocht und Pilgererfahrungen ausgetauscht. Es war einfach herrlich!



Am nächsten Tag ging es weiter nach Hünfeld, einer kleinen Stadt nahe Fulda. Und ich lief nicht allein, mit mir ist eine Pilgerin aus der Schweiz unterwegs. Lea ist 72 und war schon drei mal in Santiago. Sie ist eine wundervolle Frau und wir waren uns von Anfang an total vertraut. Und nun laufen wir gemeinsam, ich bin immer 4 Stunden vorher da und reserviere für uns die Betten!




Heute war ein verrückter Tag, ich startete mit Lea gemeinsam nach einem leckeren Frühstück im Kloster. Wir ließen Hünfeld hinter uns und ich verabschiedete mich von Lea, weil ich ja immer ein bisschen schneller bin. An der nächsten Wegkreuzung musste ich jedoch halten, weil ich die Welt nicht mehr verstand. Da war ein Ort ausgeschildert, den wir doch gestern schon durchquerten? Wir waren 10 km in die falsche Richtung gelaufen! Als Lea die Wegkreuzung erreichte mussten wir lachen und schimpfen und wieder lachen. Wir setzten uns an den Wegessrand aßen Frustschokolade und überlegten, was nun?
Ganz einfach: wir nahmen in Hünfeld den nächsten Zug nach Fulda und genossen den Sonntag in einem herrlichen Café`!!!!

Montag, 10. Mai 2010

3. Etappe: Naumburg - Eisenach

Da bin ich mal wieder!
Ich möchte euch von meinen letzten Tagen durch Sachsen- Anhalt und Thüringen berichten!

In Naumburg startete ich am 04.05.2010 nach einem wunderschönen Aufenthalt bei Vicky und Mozart Roden in das schöne Saaleland.


Ich sah herrliche Weinhänge und Flüsse, kleine Straßen und Gässchen, ja hier ist es schön, hier ist es ein bisschen wie zu Hause!

Mein Weg führte mich an Weimar vorbei in eine kleine Dorfkirche in Stedten am Fuße der Buchenwälder.


Dort legte ich einen Tag Pause ein,um den Berg nach Buchenwald zu erklimmen.
Auszug aus meinem Reisenotizbuch vom 06.05.2010:



"Bin heut den beschwerlichen Weg zum Konzentrationslager in Buchenwald hinaufgestiegen. Der Tag ist wie das Wetter, bedrückend, dunkel und kalt! Als würde die Welt nicht aufhören über das Elend zu weinen, was an diesem Ort geschehen ist. Ich verhalte mich wie eine Pilgerin und ziehe allein meinen Weg durch den grünen Buchenwald. Die Bäume sind stille Zeugen. Dann stoße ich auf Stacheldrahtzaun so weit das Auge reicht, mein Gang ist bedächtig, was wird mich wohl erwarten?
Das ehemalige Häftlingslager ist im grauen Nebel und Regenschwaden völlig versunken. Auch in den noch übriggebliebenen Mauern, bin ich eine Pilgerin. Ich kann nicht lang an einem Ort verweilen. Immer wieder steigen Tränen in mir auf beim Anblick der Erhängungsanlage, der Genickschussvorrichtung und der Verbrennungsöfen. Am schlimmsten ist es im Bunker, die Mauern schreien nach Folter und Tod. Ich blicke aus dem Fenster am Ende des Ganges, blicke auf Stacheldrahtzaun und lasse die Tränen rollen. Tränen der Bestürzung, Tränen der Ohnmacht. Zu was der Mensch fähig sein kann, will mein Herz nicht begreifen..."



Völlig durchnässt komme ich wieder in meinem Quartier an, zum Glück sind heute Pilger in der Herberge, wir trocknen und wärmen uns und kochen ein lecker Süppchen aus Wiesenkräutern.

In den folgenden Tagen sehe ich wunderschöne Städte: Erfurt, Gotha und Eisenach mir begegnen herrliche Gastleute und bekannte Pilger. So freute ich mich eine lieb gewonnene Pilgerin nach einigen Tagen Alleingang ganz plötzlich vor Eisenach wieder zutreffen.




Und so muss ich euch abschließend sagen, das Pilgern ist herrlich! Ich erlebe so viele Momente großer Glückseligkeit. Ich kann gelassen gehen:

"Den Pilgerstab in der Hand, die Sehnsucht im Gepäck, im Haar der Wind der Begeisterung und tief im Herzen meinen Gott! Was kann mir schon passieren?"

Bis bald eure Rebekka

Montag, 3. Mai 2010

2. Etappe - Leipzig - Naumburg

Wie schön ist es bei Freunden zu Gast und willkommen zu sein!
In Leipzig legte ich eine Pause ein, denn ich besuchte meine lieben Freunde Roland und Sarah.



Da ich vor einigen Jahren mein FSJ in Leipzig in einem Wohnheim für Kinder mit geistiger Behinderung machte, schaute ich gleich noch mal bei meinen "Kindern" vorbei. Die Kinder sind allerdings große junge Männer geworden. Es gab ein großes "Hallo" und einen wunderschönen gemeinsamen Nachmittag.

Am nächsten Morgen ließ ich Leipzig hinter mir. Es tat gut dem Stadtlärm zu entkommen. Ich wanderte durch den herrlichen Auwald nach Kleinliebenau...



In Kleinliebenau fand ich eine wunder, wunderschöne kleine Kirche, die gleichzeitig Pilgerherberge ist. Ein sehr engagierter Verein baut Stück für Stück diese kleine Kirche wieder auf. In einem Seitenaufgang war ein gemütlicher Platz zum schlafen...



... und am Abend gab es bei mir etwas ganz besonderes gesundes zu Essen: ein Wald- und Wiesensalat mit Bärlauch, Sauerampfer, Klee, Brennessel, Taubnessel und Löwenzahn. Es schmeckte gar nicht mal übel...



Am nächsten Tag ging es nach Merseburg, ich war schnell zu Fuß und somit schon am Mittag am Ziel. So schlenderte ich durch die schöne Stadt, trank Kaffee und aß lecker Waffeln und ging zum krönenden Abschluss in ein wunderbares Orgelkonzert im Dom. Ganz beschwingt und erfüllt wanderte ich am Abend in mein besonderes Quartier. Es war eine Kirche, eine sehr große Kirche, welche jedoch fast ausschließlich für Ausstellungen genutzt wird. Die Pilgerherberge ist direkt in der Kirche auf der Empore, wo sonst die Orgel steht. Zum Glück war ich die Nacht nicht allein, zwei Pilgerinnen und ich genossen unsere erste Nacht in einer Kirche.



Meine letzte Tagestour vor Naumburg führte mich durch die herrliche Saalelandschaft nach Roßbach an einen ganz wunderbaren Ort. Familie Schwarzer nahm mich an diesem Abend in ihrem Haus als Gast auf. Ich erlebte Menschen, die ihre eigenen Türen für Pilger öffnen. Ich erlebte Herzlickeit und Gastfreundschaft wie noch nie! Nach dem Motto "Mein Haus soll auch dein Haus sein" fühlte ich wunderbar aufgehoben. Wir aßen zusammen und verbrachten ein schönen Abend gemeinsam.
Am nächsten Morgen konnten wir (ich und zwei Weggefährtinnen) noch die kleine Kirche im Ort anschauen. Thomas (unser Gastgeber) zeigte uns den Kirchturm und ich durfte zum Schluss noch Orgel spielen...